Märchenhafte Pilgerwege

 

Heute am Tag der deutschen Einheit denke ich an  märchenhafte Pilgerwege, die meine Frau Petra und ich vor kurzem erwandert haben: von Flensburg nach Lübeck. Alleine bin ich den Weg vor zehn und vor sieben Jahren gelaufen, aber noch nicht zu zweit, obwohl wir immer davon geträumt haben. Das Rucksack tragen fiel uns aber zunehmend so schwer, dass wir diese Art unterwegs zu sein verabschiedet hatten (außer Tagestouren). Nun kam dieser Wunsch wieder an die Oberfläche und wir entdeckten, das es Pilger- oder Wanderwagen gibt, die man sich mit einem Hüftgurt „umbindet“. Es geht wunderbar, wir haben ein solches Gerät gemietet und behalten es jetzt, weil die Erfahrungen so positiv gewesen sind. .

Hier drei Pilger-„Elfchen“ (11 Wörter) von Petra:

Herzwärts

Lauschen Spüren

Zugewachsene Herzpfade freigehen

Im Vertrauen auf Erneuerung

Durchgang

 

Wald

Weicher Boden

Und Lärchenzapfen fallen

Vergehen ist in allen

Wehmut

 

Unterm

Wilden Apfelbaum

Saßen wir träumend

Schwalben umschwirrten uns fröhlich

Innehalten

 

Das Pilgern ist ein Bild für den Lebens-Pilger-Weg. Die meisten Märchen und biblischen Geschichten handeln bildhaft vom Entwicklungsweg des Menschen. Wir sind drei Wochen mit Gepäck unterwegs gewesen. Auf einem solchen Weg kann man viel über das eigene Leben meditieren. Wir haben erlebt, dass wir dünnhäutiger und durchlässiger wurden für Impulse aus der Natur und für Impulse von Innen. Das Angewiesensein auf gute Unterkünfte, freundliche Menschen und passables Wetter erinnerte uns oft an Märchensituationen. Der oder die Jüngste kommt zum Ziel (des Lebens), weil er oder sie nicht allein auf die eigenen Fähigkeiten setzt, sondern offen ist für die Regungen im Inneren (oft durch Tiere dargestellt) oder von Außen (Ereignisse auf dem Wege).

Die Lebens- und Märchenwege führen immer zur Einheit mit dem gegengeschlechtlichen Anteil in mir oder mit dem Göttlichen. So wie der Jakobs-Pilgerweg nach Santiago de Compostella führt. Deshalb ist jeder Erfahrung von Einheit so tiefgehend, auch wenn es noch nach Jahren Schwierigkeiten gibt, wie in der deutschen Einheit seit 1990 erlebbar. Es bleibt ein (Pilger-)Weg. Gut dass es den Feiertag gibt, dass wir an die Einheit des Landes denken und sie feiern.

 

Wieder zu Hause

Auch mein Bemühen gegen Ende der Coronapandemie als Erzähler wieder aufzutreten bleibt ein Weg. Fäden wieder aufzunehmen und die Vorhaben mit Leben zu füllen steht an. Und bis wir uns wiedersehen und wiederhören wünsche ich Euch eine märchenhafte Zeit!

Als Gruß diese Bilder von der Reise.

 

Großer Plöner See bei Bosau  (Alle Fotos von Clemens Walter-Kremer)

Ich bin übrigens neuerdings auf Instagram zu finden unter @clemenswalterkremer.

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