Märchen und Geschichten und verschiedene Narrative
Angeblich hält die Welt nur mit Märchen und Geschichten zusammen, sagt man. Mir scheint, da ist was dran. Modern könnte man auch sagen, es gibt verschiedene Narrative, die uns verbinden, aber auch trennen können. Jede und jeder erzählt Zusammenhänge und Erinnerungen so, wie es für ihr oder sein Leben hilfreich ist. Was einem als hilfreich oder eben nicht erscheint, ist oft manipuliert. Dies in einer Weise, dass unsere mächtigen Instinkte angesprochen werden und uns reagieren lassen.
Die (Lebens-)Kunst wäre es nun, den Verstand, das Bewusstsein hinzuzuziehen und so das eigene Narrativ bewusst zu gestalten. Märchen können dabei hilfreich sein, denn es sind uralte bewährte Geschichten, die uns helfen können uns im Leben, unserer Um- und Mitwelt zu verorten, auch und besonders emotional.
Märchen für die (seelische) Wundheilung
Jemand auf Instagram meinte neulich, Märchen seien Pflaster oder Wundauflagen auf bzw. für unsere Wunden. Das stimmt, so waren und sind sie gedacht. Sie wurden erzählt in den Familien, (Dorf-)Gemeinschaften und Städten, ums Feuer, in der Kneipe oder wo auch immer Menschen zusammenkamen und -kommen.
Um das Narrativ anderer Menschen zu dem gleichen Thema zu verstehen, wenn es etwa völlig gegensätzlich erscheint, ist es sinnvoll mal, wie es in einem indianischen Sprichwort heißt, zwei Meilen in den Mokassins des oder der anderen zu gehen.
Die Märchen jedenfalls laden uns ein, mindestens in den Schuhen des oder der Märchenheld*in zu gehen. Da die Geschichten in der Bildersprache verfasst sind, mit der auch unsere Träume und ebenso die biblische Geschichten operieren, fällt es leichter uns zu identifizieren. Wenn uns dann eine solche Geschichte im Herzen berührt, etwas in uns zum Schwingen kommt, gibt es die Chance für mich, Heilung und Verwandlung zu erleben. Dies ist übrigens besonders das Thema der Zauber- oder Verwandlungsmärchen.
Auftritt in einer Schule
Im November hatte ich Erzählstunden mit sechs fünften Klassen in einer großen Gemeinschaftsschule in Schleswig-Holstein. Die Schüler*innen hatten eine ganze Woche das Projekt „Vorhabewoche Märchen“. Sie haben sich intensiv fächerübergreifend mit Märchen beschäftigt, sei es Theater spielend, malend nach Märchentypen forschend u.a..
Bei meinem freien Erzählen vor jeweils drei Klassen spürte ich eine große Offenheit der jungen Menschen, sie gingen interessiert mit und es hat uns zusammen viel Spaß gemacht. Auch die Lehrerschaft war sehr geöffnet. Ein gelungenes Event innerhalb eines spannenden Projektes in der Schule. Sehr nachahmenswert!
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