Was sind Märchen?
In den Märchen der Völker begegnen uns Texte, die eine sehr lange mündliche Erzähltradition hinter sich haben. Die ältesten Textschichten stammen noch aus matriarchalen, animistischen, totemistischen und schamanistischen Zeiten. Zeiten, in denen das Leben in seinen unterschiedlichen Ausprägungen als Steine, Pflanzen, Tiere und Menschen noch als eine lebendige Einheit gesehen und erlebt wurde. Ein existenzielles hin und her Wandern zwischen den verschiedenen Daseinsformen war nichts Ungewöhnliches, weil es verbunden war.
Spätere Zeiten haben dann andere spirituelle Ausprägungen darübergelegt. Es wurden speziell die matriarchalen Göttinnensymbole verändert und die Texte sich so zu eigen gemacht. Bis zuletzt z. B. die Gebrüder Grimm die Texte, die sie vorfanden umgeformt und der Zeit entsprechend gestaltet haben. Sie und andere Dichter und Sammler der Romantik haben die Texte eben auch schriftlich fixiert und umgestaltet.
Wir heutige können nur staunen über die innere und äußere Vielfalt der überlieferten Geschichten. Märchen-Erzähler sind herausgefordert in freiem Erzählen diese alten, jung-gebliebenen Bilder zu vermitteln, Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern.
Zum (Lebens-)Weg im Märchen
Es hat mich immer berührt beim Lesen und Hören von Märchen, dass der Märchenheld oder die -heldin sich auf den Weg machen. Ich bin von Kindsbeinen an gewandert und als Erwachsener auch gepilgert, aus dem Erleben, das das Leben ein Weg ist, der gegangen sein will. Dafür ist Lebensmut wichtig, für den ein jeder selbst Verantwortung übernehmen muss.
In den Märchen sind die Helden und Heldinnen oft die dritten Geschwister. Sie sind eher simpel veranlagt und dadurch offen für die Chancen, die sich unterwegs bieten, zu helfen und Hilfe zu empfangen. Sie haben oft Gottvertrauen und die Bereitschaft, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen, aber dennoch an der gestellten Aufgabe zu bleiben. Es treibt sie die Hoffnung auf das Ziel, die Vereinigung, die Hochzeit.
Es wird in den Märchen die Einladung vermittelt, mutig seinen Weg unter die Füße zu nehmen. Und darauf zu vertrauen, dass das Not-wendende sich einstellt, wenn ich offen bin und dass der „Himmel“, die jenseitige Welt, uns im Blick hat und gelingendes Leben bereit hält. Dies meistens auch durch Scheitern, durch Hindernisse hindurch, in denen Schmerz und Freude sich abwechseln. Aber am Ende wartet die Vereinigung, die Hochzeit.
Wirkung der Märchen
Auf diese Weise hat der Umgang mit Märchen auch therapeutische Wirkung: der Leser/Hörer er-fährt, dass sein Lebensweg, wenn er sich für den „Himmel“ öffnen kann, gesegnet ist. Das macht Lebensmut!
In den meisten Märchen lassen sich sieben Urbilder erkennen, die den (Lebens)weg des Protagonisten ausmachen: die göttlich/königliche Geburt, die Trennung; die Helfer; Kampf und Sieg; Rückkehr; Ankunft; Hochzeit und Krönung (besonders erforscht durch den Verein: www.maerchenhaft-leben.de). Sie sind Sinnbilder des Lebens und können helfen, seinen eigenen Weg zu verstehen, von der Geburt bis zum Tod, der großen Wiedervereinigung mit dem göttlichen Urgrund.
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